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  • Фауст. Трагедия / Faust. Eine Tragödie
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Читать онлайн Фауст. Трагедия / Faust. Eine Tragödie

  • Автор: Иоганн Вольфганг фон Гёте
  • Жанр: Зарубежная классика, Пьесы и драматургия, Стихи и поэзия
Размер шрифта:   15
Скачать книгу Фауст. Трагедия / Faust. Eine Tragödie

Johann Wolfgang von Goethe

Faust. Eine Tragödie

* * *

© ООО «Издательство АСТ», 2022

Faust

Eine Tragödie

Рис.0 Фауст. Трагедия / Faust. Eine Tragödie

Zueignung

  • Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten!
  • Die früh sich einst dem trüben Blick gezeigt.
  • Versuch’ ich wohl euch diesmal fest zu halten?
  • Fühl’ ich mein Herz noch jenem Wahn geneigt?
  • Ihr drängt euch zu! nun gut, so mögt ihr walten,
  • Wie ihr aus Dunst und Nebel um mich steigt;
  • Mein Busen fühlt sich jugendlich erschüttert
  • Vom Zauberhauch der euren Zug umwittert.
  • Ihr bringt mit euch die Bilder froher Tage,
  • Und manche liebe Schatten steigen auf;
  • Gleich einer alten, halbverklungnen Sage,
  • Kommt erste Lieb’ und Freundschaft mit herauf;
  • Der Schmerz wird neu, es wiederholt die Klage
  • Des Lebens labyrinthisch irren Lauf,
  • Und nennt die Guten, die, um schöne Stunden
  • Vom Glück getäuscht, vor mir hinweggeschwunden.
  • Sie hören nicht die folgenden Gesänge,
  • Die Seelen, denen ich die ersten sang,
  • Zerstoben ist das freundliche Gedränge,
  • Verklungen ach! der erste Wiederklang.
  • Mein Leid ertönt der unbekannten Menge,
  • Ihr Beyfall selbst macht meinem Herzen bang,
  • Und was sich sonst an meinem Lied erfreuet,
  • Wenn es noch lebt, irrt in der Welt zerstreuet.
  • Und mich ergreift ein längst entwöhntes Sehnen
  • Nach jenem stillen, ernsten Geisterreich,
  • Es schwebet nun, in unbestimmten Tönen,
  • Mein lispelnd Lied, der Aeolsharfe gleich,
  • Ein Schauer faßt mich, Thräne folgt den Thränen,
  • Das strenge Herz es fühlt sich mild und weich;
  • Was ich besitze seh’ ich wie im weiten,
  • Und was verschwand wird mir zu Wirklichkeiten.

Vorspiel auf dem Theater

Director, Theaterdichter, Lustige Person.

Director
  • Ihr beyden die ihr mir so oft,
  • In Noth und Trübsal, beygestanden,
  • Sagt was ihr wohl, in deutschen Landen,
  • Von unsrer Unternehmung hofft?
  • Ich wünschte sehr der Menge zu behagen,
  • Besonders weil sie lebt und leben läßt.
  • Die Pfosten sind, die Breter aufgeschlagen,
  • Und jedermann erwartet sich ein Fest.
  • Sie sitzen schon, mit hohen Augenbraunen,
  • Gelassen da und möchten gern erstaunen.
  • Ich weiß wie man den Geist des Volks versöhnt;
  • Doch so verlegen bin ich nie gewesen;
  • Zwar sind sie an das Beste nicht gewöhnt,
  • Allein sie haben schrecklich viel gelesen.
  • Wie machen wir’s? daß alles frisch und neu
  • Und mit Bedeutung auch gefällig sey.
  • Denn freylich mag ich gern die Menge sehen,
  • Wenn sich der Strom nach unsrer Bude drängt,
  • Und mit gewaltig wiederholten Wehen,
  • Sich durch die enge Gnadenpforte zwängt;
  • Bey hellem Tage, schon vor Vieren,
  • Mit Stößen sich bis an die Kasse ficht
  • Und, wie in Hungersnoth um Brot an Beckerthüren,
  • Um ein Billet sich fast die Hälse bricht.
  • Dieß Wunder wirkt auf so verschiedne Leute
  • Der Dichter nur; mein Freund, o! thu es heute.
Dichter
  • O sprich mir nicht von jener bunten Menge,
  • Bey deren Anblick uns der Geist entflieht.
  • Verhülle mir das wogende Gedränge,
  • Das wider Willen uns zum Strudel zieht.
  • Nein, führe mich zur stillen Himmelsenge,
  • Wo nur dem Dichter reine Freude blüht;
  • Wo Lieb’ und Freundschaft unsres Herzens Segen
  • Mit Götterhand erschaffen und erpflegen.
  • Ach! was in tiefer Brust uns da entsprungen,
  • Was sich die Lippe schüchtern vorgelallt,
  • Mißrathen jetzt und jetzt vielleicht gelungen,
  • Verschlingt des wilden Augenblicks Gewalt.
  • Oft wenn es erst durch Jahre durchgedrungen
  • Erscheint es in vollendeter Gestalt.
  • Was glänzt ist für den Augenblick geboren,
  • Das Aechte bleibt der Nachwelt unverloren.
Lustige Person
  • Wenn ich nur nichts von Nachwelt hören sollte.
  • Gesetzt daß ich von Nachwelt reden wollte,
  • Wer machte denn der Mitwelt Spaß?
  • Den will sie doch und soll ihn haben.
  • Die Gegenwart von einem braven Knaben
  • Ist, dächt’ ich, immer auch schon was.
  • Wer sich behaglich mitzutheilen weiß,
  • Den wird des Volkes Laune nicht erbittern;
  • Er wünscht sich einen großen Kreis,
  • Um ihn gewisser zu erschüttern.
  • Drum seyd nur brav und zeigt euch musterhaft,
  • Laßt Phantasie, mit allen ihren Chören,
  • Vernunft, Verstand, Empfindung, Leidenschaft,
  • Doch, merkt euch wohl! nicht ohne Narrheit hören.
Director
  • Besonders aber laßt genug geschehn!
  • Man kommt zu schaun, man will am liebsten sehn.
  • Wird vieles vor den Augen abgesponnen,
  • So daß die Menge staunend gaffen kann,
  • Da habt ihr in der Breite gleich gewonnen,
  • Ihr seyd ein vielgeliebter Mann.
  • Die Masse könnt ihr nur durch Masse zwingen,
  • Ein jeder sucht sich endlich selbst was aus.
  • Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen;
  • Und jeder geht zufrieden aus dem Haus.
  • Gebt ihr ein Stück, so gebt es gleich in Stücken!
  • Solch ein Ragout es muß euch glücken;
  • Leicht ist es vorgelegt, so leicht als ausgedacht.
  • Was hilft’s wenn ihr ein Ganzes dargebracht,
  • Das Publikum wird es euch doch zerpflücken.
Dichter
  • Ihr fühlet nicht wie schlecht ein solches Handwerk sey!
  • Wie wenig das den ächten Künstler zieme!
  • Der saubern Herren Pfuscherey
  • Ist, merk’ ich, schon bey euch Maxime.
Director
  • Ein solcher Vorwurf läßt mich ungekränkt;
  • Ein Mann, der recht zu wirken denkt,
  • Muß auf das beste Werkzeug halten.
  • Bedenkt, ihr habet weiches Holz zu spalten,
  • Und seht nur hin für wen ihr schreibt!
  • Wenn diesen Langeweile treibt,
  • Kommt jener satt vom übertischten Mahle,
  • Und, was das allerschlimmste bleibt,
  • Gar mancher kommt vom Lesen der Journale.
  • Man eilt zerstreut zu uns, wie zu den Maskenfesten,
  • Und Neugier nur beflügelt jeden Schritt;
  • Die Damen geben sich und ihren Putz zum besten
  • Und spielen ohne Gage mit.
  • Was träumet ihr auf eurer Dichter-Höhe?
  • Was macht ein volles Haus euch froh?
  • Beseht die Gönner in der Nähe!
  • Halb sind sie kalt, halb sind sie roh.
  • Der, nach dem Schauspiel, hofft ein Kartenspiel,
  • Der eine wilde Nacht an einer Dirne Busen.
  • Was plagt ihr armen Thoren viel,
  • Zu solchem Zweck, die holden Musen?
  • Ich sag’ euch, gebt nur mehr, und immer, immer mehr,
  • So könnt ihr euch vom Ziele nie verirren,
  • Sucht nur die Menschen zu verwirren,
  • Sie zu befriedigen ist schwer —
  • Was fällt euch an? Entzückung oder Schmerzen?
Dichter
  • Geh hin und such dir einen andern Knecht!
  • Der Dichter sollte wohl das höchste Recht,
  • Das Menschenrecht, das ihm Natur vergönnt,
  • Um deinetwillen freventlich verscherzen!
  • Wodurch bewegt er alle Herzen?
  • Wodurch besiegt er jedes Element?
  • Ist es der Einklang nicht? der aus dem Busen dringt,
  • Und in sein Herz die Welt zurücke schlingt.
  • Wenn die Natur des Fadens ew’ge Länge,
  • Gleichgültig drehend, auf die Spindel zwingt,
  • Wenn aller Wesen unharmon’sche Menge
  • Verdrießlich durch einander klingt;
  • Wer theilt die fließend immer gleiche Reihe
  • Belebend ab, daß sie sich rythmisch regt?
  • Wer ruft das Einzelne zur allgemeinen Weihe?
  • Wo es in herrlichen Accorden schlägt,
  • Wer läßt den Sturm zu Leidenschaften wüthen?
  • Das Abendroth im ernsten Sinne glühn?
  • Wer schüttet alle schönen Frühlingsblüten
  • Auf der Geliebten Pfade hin?
  • Wer flicht die unbedeutend grünen Blätter
  • Zum Ehrenkranz Verdiensten jeder Art?
  • Wer sichert den Olymp? vereinet Götter?
  • Des Menschen Kraft im Dichter offenbart.
Lustige Person
  • So braucht sie denn die schönen Kräfte
  • Und treibt die dicht’rischen Geschäfte,
  • Wie man ein Liebesabenteuer treibt.
  • Zufällig naht man sich, man fühlt, man bleibt
  • Und nach und nach wird man verflochten;
  • Es wächst das Glück, dann wird es angefochten,
  • Man ist entzückt, nun kommt der Schmerz
  • heran,
  • Und eh man sich’s versieht ist’s eben ein
  • Roman.
  • Laßt uns auch so ein Schauspiel geben!
  • Greift nur hinein ins volle Menschenleben!
  • Ein jeder lebt’s, nicht vielen ist’s bekannt,
  • Und wo ihr’s packt, da ist’s interessant.
  • In bunten Bildern wenig Klarheit,
  • Viel Irrthum und ein Fünkchen Wahrheit,
  • So wird der beste Trank gebraut,
  • Der alle Welt erquickt und auferbaut.
  • Dann sammelt sich der Jugend schönste
  • Blüte
  • Vor eurem Spiel und lauscht der Offenbarung,
  • Dann sauget jedes zärtliche Gemüthe
  • Aus eurem Werk sich melanchol’sche
  • Nahrung;
  • Dann wird bald dies bald jenes aufgeregt,
  • Ein jeder sieht was er im Herzen trägt.
  • Noch sind sie gleich bereit zu weinen und zu lachen,
  • Sie ehren noch den Schwung, erfreuen sich am Schein;
  • Wer fertig ist, dem ist nichts recht zu machen,
  • Ein Werdender wird immer dankbar seyn.
Dichter
  • So gieb mir auch die Zeiten wieder,
  • Da ich noch selbst im Werden war,
  • Da sich ein Quell gedrängter Lieder
  • Ununterbrochen neu gebar,
  • Da Nebel mir die Welt verhüllten,
  • Die Knospe Wunder noch versprach,
  • Da ich die tausend Blumen brach,
  • Die alle Thäler reichlich füllten.
  • Ich hatte nichts und doch genug,
  • Den Drang nach Wahrheit und die
  • Lust am Trug.
  • Gieb ungebändigt jene Triebe,
  • Das tiefe schmerzenvolle Glück,
  • Des Hasses Kraft, die Macht der Liebe,
  • Gieb meine Jugend mir zurück!
Lustige Person
  • Der Jugend, guter Freund, bedarfst du allenfalls
  • Wenn dich in Schlachten Feinde drängen,
  • Wenn mit Gewalt an deinen Hals
  • Sich allerliebste Mädchen hängen,
  • Wenn fern des schnellen Laufes Kranz
  • Vom schwer erreichten Ziele winket,
  • Wenn nach dem heftgen Wirbeltanz
  • Die Nächte schmausend man vertrinket.
  • Doch ins bekannte Saitenspiel
  • Mit Muth und Anmuth einzugreifen,
  • Nach einem selbgesteckten Ziel
  • Mit holdem Irren hinzuschweifen,
  • Das, alte Herrn, ist eure Pflicht,
  • Und wir verehren euch darum nicht minder.
  • Das Alter macht nicht kindisch, wie man spricht,
  • Es findet uns nur noch als wahre Kinder.
Director
  • Der Worte sind genug gewechselt,
  • Laßt mich auch endlich Thaten sehn;
  • Indeß ihr Complimente drechselt,
  • Kann etwas nützliches geschehn.
  • Was hilft es viel von Stimmung reden?
  • Dem Zaudernden erscheint sie nie.
  • Gebt ihr euch einmal für Poeten,
  • So kommandirt die Poesie.
  • Euch ist bekannt was wir bedürfen,
  • Wir wollen stark Getränke schlürfen;
  • Nun braut mir unverzüglich dran!
  • Was heute nicht geschieht, ist Morgen nicht gethan,
  • Und keinen Tag soll man verpassen,
  • Das Mögliche soll der Entschluß
  • Beherzt sogleich beym Schopfe fassen,
  • Er will es dann nicht fahren lassen,
  • Und wirket weiter, weil er muß.
  • Ihr wißt, auf unsern deutschen Bühnen
  • Probirt ein jeder was er mag;
  • Drum schonet mir an diesem Tag
  • Prospecte nicht und nicht Maschinen.
  • Gebraucht das groß’ und kleine Himmelslicht,
  • Die Sterne dürfet ihr verschwenden;
  • An Wasser, Feuer, Felsenwänden,
  • An Thier und Vögeln fehlt es nicht.
  • So schreitet in dem engen Breterhaus
  • Den ganzen Kreis der Schöpfung aus,
  • Und wandelt, mit bedächtger Schnelle,
  • Vom Himmel, durch die Welt, zur Hölle.

Prolog im Himmel

Der Herr, die himmlischen Heerscharen, nachher Mephistopheles. Die drey Erzengel treten vor.

Raphael
  • Die Sonne tönt, nach alter Weise,
  • In Brudersphären Wettgesang,
  • Und ihre vorgeschriebne Reise
  • Vollendet sie mit Donnergang.
  • Ihr Anblick giebt den Engeln Stärke,
  • Wenn keiner sie ergründen mag.
  • Die unbegreiflich hohen Werke
  • Sind herrlich wie am ersten Tag.
Gabriel
  • Und schnell und unbegreiflich schnelle
  • Dreht sich umher der Erde Pracht;
  • Es wechselt Paradieses-Helle
  • Mit tiefer schauervoller Nacht;
  • Es schäumt das Meer in breiten Flüssen
  • Am tiefen Grund der Felsen auf,
  • Und Fels und Meer wird fortgerissen
  • In ewig schnellem Sphärenlauf.
Michael
  • Und Stürme brausen um die Wette
  • Vom Meer aufs Land vom Land aufs Meer,
  • Und bilden wüthend eine Kette
  • Der tiefsten Wirkung rings umher.
  • Da flammt ein blitzendes Verheeren
  • Dem Pfade vor des Donnerschlags.
  • Doch deine Boten, Herr, verehren
  • Das sanfte Wandeln deines Tags.
Zu Drey
  • Der Anblick giebt den Engeln Stärke
  • Da keiner dich ergründen mag,
  • Und alle deine hohen Werke
  • Sind herrlich wie am ersten Tag.
Mephistopheles
  • Da du, o Herr, dich einmal wieder nahst
  • Und fragst wie alles sich bey uns befinde,
  • Und du mich sonst gewöhnlich gerne sahst;
  • So siehst du mich auch unter dem Gesinde.
  • Verzeih, ich kann nicht hohe Worte machen,
  • Und wenn mich auch der ganze Kreis verhöhnt;
  • Mein Pathos brächte dich gewiß zum lachen,
  • Hättst du dir nicht das Lachen abgewöhnt.
  • Von Sonn’ und Welten weiß ich nichts zu sagen,
  • Ich sehe nur wie sich die Menschen plagen.
  • Der kleine Gott der Welt bleibt stets von gleichem Schlag,
  • Und ist so wunderlich als wie am ersten Tag.
  • Ein wenig besser würd’ er leben,
  • Hättst du ihm nicht den Schein des Himmelslichts gegeben;
  • Er nennts Vernunft und braucht’s allein
  • Nur thierischer als jedes Thier zu seyn.
  • Er scheint mir, mit Verlaub von Ew. Gnaden,
  • Wie eine der langbeinigen Cicaden,
  • Die immer fliegt und fliegend springt
  • Und gleich im Gras ihr altes Liedchen singt;
  • Und läg’ er nur noch immer in dem Grase!
  • In jeden Quark begräbt er seine Nase.
Der Herr
  • Hast du mir weiter nichts zu sagen?
  • Kommst du nur immer anzuklagen?
  • Ist auf der Erde ewig dir nichts recht?
Mephistopheles
  • Nein Herr! ich find’ es dort, wie immer, herzlich schlecht.
  • Die Menschen dauern mich in ihren Jammertagen,
  • Ich mag sogar die Armen selbst nicht plagen.
Der Herr
  • Kennst du den Faust?
Mephistopheles
  • Den Doctor?
Der Herr
  • Meinen Knecht!
Mephistopheles
  • Fürwahr! er dient euch auf besondre Weise.
  • Nicht irdisch ist des Thoren Trank noch Speise.
  • Ihn treibt die Gährung in die Ferne,
  • Er ist sich seiner Tollheit halb bewußt;
  • Vom Himmel fordert er die schönsten Sterne,
  • Und von der Erde jede höchste Lust,
  • Und alle Näh’ und alle Ferne
  • Befriedigt nicht die tiefbewegte Brust.
Der Herr
  • Wenn er mir jetzt auch nur verworren dient;
  • So werd’ ich ihn bald in die Klarheit führen.
  • Weiß doch der Gärtner, wenn das Bäumchen grünt,
  • Daß Blüt’ und Frucht die künft’gen Jahre zieren.
Mephistopheles
  • Was wettet ihr? den sollt ihr noch verlieren!
  • Wenn ihr mir die Erlaubniß gebt
  • Ihn meine Straße sacht zu führen.
Der Herr
  • So lang’ er auf der Erde lebt,
  • So lange sey dir’s nicht verboten.
  • Es irrt der Mensch so lang er strebt.
Mephistopheles
  • Da dank’ ich euch; denn mit den Todten
  • Hab’ ich mich niemals gern befangen.
  • An meisten lieb’ ich mir die vollen frischen Wangen.
  • Für einen Leichnam bin ich nicht zu Haus;
  • Mir geht es wie der Katze mit der Maus.
Der Herr
  • Nun gut, es sey dir überlassen!
  • Zieh diesen Geist von seinem Urquell ab,
  • Und führ’ ihn, kannst du ihn erfassen,
  • Auf deinem Wege mit herab,
  • Und steh’ beschämt, wenn du bekennen mußt:
  • Ein guter Mensch, in seinem dunkeln Drange,
  • Ist sich des rechten Weges wohl bewußt.
Mephistopheles
  • Schon gut! nur dauert es nicht lange.
  • Mir ist für meine Wette gar nicht bange.
  • Wenn ich zu meinem Zweck gelange,
  • Erlaubt ihr mir Triumph aus voller Brust.
  • Staub soll er fressen, und mit Lust,
  • Wie meine Muhme, die berühmte Schlange.
Der Herr
  • Du darfst auch da nur frey erscheinen;
  • Ich habe deines gleichen nie gehaßt.
  • Von allen Geistern die verneinen
  • Ist mir der Schalk am wenigsten zur Last.
  • Des Menschen Thätigkeit kann allzuleicht erschlaffen,
  • Er liebt sich bald die unbedingte Ruh;
  • Drum geb’ ich gern ihm den Gesellen zu,
  • Der reizt und wirkt, und muß, als Teufel, schaffen.
  • Doch ihr, die ächten Göttersöhne,
  • Erfreut euch der lebendig reichen Schöne!
  • Das Werdende, das ewig wirkt und lebt,
  • Umfaß’ euch mit der Liebe holden Schranken,
  • Und was in schwankender Erscheinung schwebt,
  • Befestiget mit dauernden Gedanken.

Der Himmel schließt, die Erzengel vertheilen sich.

Mephistopheles
allein.
  • Von Zeit zu Zeit seh’ ich den Alten gern,
  • Und hüte mich mit ihm zu brechen.
  • Es ist gar hübsch von einem großen Herrn
  • So menschlich mit dem Teufel selbst zu sprechen.

Erster Theil

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